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Ultraschall-Herzton- und Wehenschreiber

Technik vor und während der Geburt überschätzt

Bis zu 50 % aller CTG-Messungen vor und während der Geburt führen hinsichtlich der Gefährdungslage des Kindes zu Fehldiagnosen (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe 2014). In den letzten zwei Stunden vor der Geburt zeigen 90 % der CTG-Aufzeichnungen pathologische Werte. („Gegen den Trend – Wie es gelingen kann, die Kaiserschnittrate zu senken“ Broschüre des AKF 2018, S. 12) Diese Diagnosen sind verantwortlich für Komplikationen im Geburtsverlauf, weitere Eingriffe (z.B. Mikroblutuntersuchung/MBU) und für viele Kaiserschnitte.

Vor diesem Hintergrund ist die S3-Leitlinie eine erste Korrektur der Überbewertung von Technik.
Dennoch sollten Sie wissen, was wie wann und womit gemessen wird. Nur mit besserem Personalschlüssel und einer Eins-zu-eins-Betreuung durch eine Hebamme, wird der Gebrauch von CTG und weiterer Technik zurückgedrängt werden können.

Kardiotokografie (CardioTocoGraphy)/Herztonkardiogramm/Herztonmesser, Wehenschreiber, Ultraschall-Herzton-Schreiber

Während der Geburt in der Klinik werden meist mit dem CTG parallel die Herztöne des Kindes und die Wehentätigkeit der Mutter aufgezeichnet. Es gibt externe und interne Messungen, d. h. entweder durch die Bauchdecke oder vaginal.

In der Regel wird ein externes Kardiotokogramm geschrieben. Um die kindlichen Herztöne und die Wehen der Mutter aufzeichnen zu können, ist es notwendig, dass sich die gebärende Frau auf die linke Seite legt. Dafür wird der Mutter ein Gurt mit zwei Messfühlern um den Bauch gelegt. Einer der beiden Messfühler, der so genannte Doppler-Ultraschall-Transducer, registriert die kindlichen Herztöne und sendet dafür gepulste Ultraschallsignale an das Herz des Ungeborenen, die vom kindlichen Herz reflektiert und von der Ultraschallsonde empfangen werden. Der zweite Messfühler, der so genannte Wehenaufnehmer, misst die Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur und gibt diese als elektrisches Signal weiter.

Kopfschwartenelektrode
Voraussetzung für eine interne Ableitungselektrode am Kopf des ungeborenen Kindes – zur Verfeinerung des CTG – ist, dass die Fruchtblase gesprungen ist oder von Arzt oder Hebamme gesprengt wurde. Ist dies der Fall, wird der Gebärenden durch die Scheide eine Elektrode eingeführt. Der Fachbegriff: Kopfschwartenelektrode (KSE). Das Ende der Elektrode besteht aus zwei spitzen und gebogenen Drähten. Diese werden am Kopf bzw. am Steiß des Ungeborenen in die Haut gedreht, um seine Herztöne genauer messen zu können.
Das CTG dauert im Durchschnitt mindestens 30 Minuten und ist für eine Höchstdauer von einer Stunde ausgelegt. Je nachdem, welches Risiko für das Ungeborene angenommen wird, wird das Kardiotokogramm in regelmäßigen Abständen (30 Minuten bis zwei Stunden) wiederholt. Beim Geburtsvorgang selbst, in der Regel ab der späten Eröffnungs- und Austrittsphase, wird meist ein kontinuierliches CTG geschrieben.
Diese Überwachung führt dazu, dass in Kliniken immer noch 86 % der Geburten im Liegen stattfinden. Das ist nachteilig für das Baby, die Dauer der Geburt und die Schmerzentwicklung.
Das Anlegen einer Kopfschwartenelektrode wäre nach der Geburt des Kindes eine Körperverletzung. Auch das Sprengen der Fruchtblase bedeutet einen Eingriff in den Geburtsprozess, weil die Fruchtblase mit ihrem Wasser das Kind schützend umgibt und für eine sanftere Geburt sorgt. Eine neue Leitlinie (2020) empfiehlt, dass die Fruchtblase nicht routinemäßig und willentlich geöffnet wird.

Interne Messung der Wehentätigkeit
Die Wehentätigkeit intern wird direkt in der Gebärmutter gemessen. Hier führt der Arzt einen flüssigkeitsgefüllten Ballonkatheter in die Gebärmutter ein, der während einer Wehe zusammengedrückt wird und die entstehende Druckänderung an das Untersuchungsgerät weitergibt. Hier sollten sie aufgeklärt werden und Ihre Zustimmung geben oder verweigern.

 

10/2022