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Zeitmangel mit Wehenmitteln wird nachgeholfen

Eröffnungsphase soll zügig sein

Bei 20 % aller Frauen werden künstliche Wehenmittel verabreicht, selbst wenn die Frauen eigene Wehen spüren.
Die Eröffnungsphase (genannt Latenzphase), Geburt und Plazentarphase (wenn die Plazenta geboren wird) werden medikamentös beeinflusst, um die klinischen Zeitvorgaben einhalten zu können.
Der Kreißsaal soll ausgelastet sein. Ist er überfüllt, gibt man wartenden Frauen einen Wehenhemmer, um die Geburt hinauszuzögern. Ist der Kreißsaal wieder frei, kann es sein, dass Sie Wehen fördernde Mittel bekommen sollen.
Das geht allerdings nicht immer reibungslos. Wenn das ungeborene Kind mit Stress reagiert und seine Herztöne auffällig werden, gerät auch das Personal unter Stress. Oftmals enden eingeleitete Geburten mit Kaiserschnitt. Als Grund wird dann gesagt: „Schlechte Herztöne des Kindes“. Kritische Fachpersonen hingegen nennen das klinische Zeitmanagement und Wehenmittel zur Beschleunigung, die für die Reaktionen des Kindes ursächlich sind.

Zur Beachtung: Mit dieser Art Geburtsbegleitung in Kliniken soll Schluss sein. Ein erster richtiger Schritt ist getan mit der Erstellung einer S3-Leitlinie (hohes wissenschaftliches Niveau) im Dezember 2020. Wir empfehlen daher, dass Sie diejenigen Informationen der Leitlinie auswählen, die Sie interessieren. Wir begrüßen, dass mehr Mitsprache der Frauen möglich geworden ist. (Z. B. 24 Stunden Warten nach vorzeitigem Blasensprung; Vetorecht beim Kristellern; Entscheidungsrecht, ob die Nabelschnur auspulsieren oder zwischen 1 und 5 Min. abgenabelt werden soll, usw.) Wir sind überzeugt davon, dass eine jahrzehntelange Fehlentwicklung nur dann korrigiert wird, wenn viele Eltern sich selbst informieren, um zu wissen, welche Möglichkeiten der Mitsprache sie neu haben.

Wissenswertes über die hormonelle Grundlage der Wehen erfahren Sie in der gut zu lesenden Dokumentation von Iris Eichholz, Hebamme: Kinderrechtsverletzungen während Schwangerschaft, Geburt und in den ersten Lebenstagen“. S. 30-34 Beschleunigung der Geburt durch Einsatz von Wehenmitteln und Amniotomie (Öffnung der Fruchtblase).

10/2022