Bluttest – Aussieben von Leben
Was für eine Gesellschaft wollen wir?
Kathrin Braun, Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, veröffentlicht in der Süddeutschen Zeitung ihre Gedanken. Worum geht es?
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Ärzteverbände und Krankenkassen streben unverändert an, dass schwangere Frauen einen Bluttest als Kassenleistung machen können sollen. Der soll feststellen, ob ein Kind eine genetische Besonderheit hat. Dass solche Suchtests, die nicht heilen können, von allen Beitragszahlern bezahlt werden sollen, wirft Fragen auf.
Wollen wir eine Gesellschaft, in der auf schwangere Frauen/junge Eltern massiver Druck zum Testen ausgeübt wird? Was passiert bei einem positiven oder falsch-positiven Testergebnis? Es ist bekannt geworden, dass bei jungen Frauen sehr häufig ein „falsch-positives" Testergebnis zu erwarten ist, nämlich bei über 50 % der Frauen, die z. B. 26 Jahre alt sind.
Je jünger Frauen sind, desto häufiger gibt es diesen Fehlalarm, der Eltern in Stress und in einen Ausnahmezustand versetzen kann. Dann kann und muss eine zuverlässigere Diagnostik durch die für das Kind riskante Fruchtwasserpunktion gemacht werden. Diese kann auch bei völliger Gesundheit zu einer Fehlgeburt führen. 1:200 heißt, bei 200 Fruchtwasserpunktionen stirbt ein Kind, auch wenn es gesund ist.
GreenBirth veröffentlichte 2019 eine Stellungnahme zum Nichtinvasiven Bluttest (NiPT).
Wir sind der Auffassung, dass die Beratungen im Parlament nicht ausreichend geführt wurden. Keine Frau soll ein behindertes Kind austragen müssen, wenn sie es nicht will oder kann.
Aber rechtfertigt das, eine fehleranfällige Testung fast flächendeckend einzuführen? Ist das das Einfallstor für die Testung vieler weiterer Symptome/Krankheiten, die genetisch rechnerisch mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten im Laufe eines Lebens auftreten können? Es werden bereits jetzt zahlreiche weitere Tests gegen Zuzahlung angeboten.
Droht künftig gesellschaftliche Kälte gegenüber Familien, die mit einem Downkind leben? Wie wollen wir zusammenleben? Wir sollten das mitbestimmen und nicht dulden, dass eine viel zu kleine Interessengruppe solche folgenreiche Entscheidung allein bestimmt.
Wir empfehlen Frau Brauns sehr gut informierenden Artikel.
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12/2023