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CranioSacrale The­ra­pie (Dr. Upledger)

Interview

„Du hast mein Aua weggemacht“ – Arbeit mit Babys und Kleinkindern

GreenBirth: Viktoria, Du arbeitest mit Babys, die neu geboren sind. Wann ist es für Eltern sinnvoll, mit ihrem Baby zu Dir zu kommen?
Viktoria HadankViktoria: So früh wie möglich. Ich behandle die Neugeborenen schon in den ersten 72 Lebensstunden im Geburtszentrum.
GreenBirth: Und aus welchen Gründen kommen die Eltern mit ihrem Baby z. B.?
Viktoria: Meistens sind es Probleme beim Stillen (nur mit Stillhütchen, eine Seite wird abgelehnt, schmerzhaftes Stillen durch beißen oder quetschen), häufiges unerklärliches Schreien, Unruhe, Überstrecken, verspannen, inaktive Seite, Bauchweh, Koliken, das Einschlafen ist schwierig, Schielen oder der Kopf ist verformt…
GreenBirth: Wie kannst Du dann dem Baby helfen? Was ist der Kern der Behandlung mit der CranioSacral Therapie nach Upledger?
Viktoria: Ich nenne es BabyCheck. Dabei spüre ich an bestimmten Stellen den CranioSacralen Rhythmus, der für die Körperspannung verantwortlich ist. Das Ziel ist, die Harmonie des Systems herzustellen, das durch die Geburt (besonders durch Eingreifen mit Saugglocke, Sectio) oder in der Schwangerschaft durch Stress, oder Mehrlingsschwangerschaft entstanden sein kann.
GreenBirth: Einige Symptome werden sicherlich auch erst nach einigen Tagen oder Wochen deutlich, z. B. bei einer kinderärztlichen Untersuchung. Bekommen die Frauen dann ein Rezept?
Viktoria: Das kommt auf den Doktor an und ob er schon Erfahrungen mit der CST gemacht hat. Manche halten von Osteopathie (die CST ist aus der Osteopathie durch Dr. John Upledger weiterentwickelt worden) gar nichts. Ein Privatrezept ist notwendig und wird von Privatkassen auch bezahlt, aber leider noch nicht von den Gesetzlichen. Der Berufsverband kämpft darum.
GreenBirth: Wie lange dauert eine Behandlung und was kostet eine Sitzung, wenn sie selbst bezahlt werden muss?
Viktoria: Ich setze 90 Minuten an, die 95 Euro kosten.
GreenBirth: Kannst Du uns etwas dazu sagen, wie Du mit der Behandlung beginnst, denn Du, das Baby und die Mutter, Ihr seid Euch ja fremd?
Viktoria: Ich mache immer ein telefonisches Vorgespräch, damit die Mama/ der Papa ihre Beobachtungen oder Bedenken äußern können. Dabei erzähle ich ihnen meine Vorgehensweise. So erkenne ich, ob wir zusammen „passen". Dann folgt mein Fragebogen (per Email) mit multiple choice und Platz für eigene Beobachtungen oder Gefühle.
Beim ersten Termin hat die Mama das Baby auf dem Schoss und ich nehme langsam Kontakt mit dem Kind auf. Ich kann so aufnehmen, wie der Umgang mit dem Kind gelingt und wie ich die Bindung zwischen beiden erlebe. Wenn ich merke, dass die Mama das Kind loslassen kann, wird es auf seiner mitgebrachten Decke auf meinen Behandlungstisch gelegt. Ich nehme Neugeborene nie auf den Arm! Und es wird nie negativ über den Kopf des Kindes hinweg gesprochen – auch wenn es noch sooo klein ist!

GreenBirth: Du fühlst Dich demnach nach sorgfältiger Vorbereitung in die ganze Lebenssituation des Babys ein. Damit scheinst Du auch dem Baby Zeit zu geben, in der Behandlungssituation „anzukommen“.
Viktoria: Ja, das halte ich für sehr wichtig für Mutter und Kind. Die Mama muss ja Vertrauen haben, dann ist das Baby auch entspannt und arbeitet mit mir zusammen.
GreenBirth: Woran erkennst Du beim Baby, dass es ihm nach der Behandlung besser geht als vorher?
Viktoria: Das erkennen die Mütter oder Väter selbst und wundern sich meist, weil ihr Kind jetzt ruhig und mittig daliegt, wo es vorher überhaupt nie allein/ in seiner Mitte liegen wollte. Außerdem fühlt sich das Kind lockerer in seiner Muskulatur an. Ich stelle es am CranioSacralen Rhythmus fest, der nun ausgeglichen und sich in beide Richtungen (oben/unten und rechts/links) zeigt. Das Kind schaut mich forschend an oder ist eingeschlafen!
GreenBirth: Wir haben gehört, dass die Craniosacraltherapie nach Upledger auch gute Erfolge bei unruhigen Kindern und sogar bei Kindern mit ADHS Diagnose zeigt. Welche Erfahrungen hast Du da gemacht?
Viktoria: Sehr gute und vor allem schnelle Veränderungen. Die Eltern, deren Kinder ich behandelt hatte, erzählten ganz stolz, dass die Erzieherin/Lehrerin sie angesprochen hätte, was geschehen sei! Es ist eigentlich ganz logisch, wenn wir verspannte Schultern haben, bewegen wir uns auch, um sie zu lockern. Dies tun die Kinder auch! Nur nicht in einzelnen Teilen. Wenn die Spannungen weg sind, kann sich das Kind konzentrieren, ruhig sitzen, spielen, malen oder seine Hausaufgaben machen.
Ähnlich ist es beim Bettnässen, in die Hose machen oder beim Spielen. Das Kind hat durch Blockaden kein Gefühl, ob es muss. Wenn die Blockade aufgelöst ist, fühlt es diesen Bereich und kann handeln. Leider ist dies so schambesetzt, dass die Eltern es verschweigen. Schade, da dieses Problem schnell beseitigt werden kann.
GreenBirth: Kommt es vor, dass Du später ein solches Kind noch einmal triffst? Behalten die Kinder irgendeinen Eindruck von der Behandlung?
Viktoria: Oh ja, manche Kleinen sehe ich wieder, wenn es Probleme gibt beim Laufenlernen, die Fußstellung nicht stimmt oder nach einem Sturz. Wenn sie meine Stimme hören und lächeln, dann weiß ich, dass sie eine positive Erinnerung haben, was mir sehr wichtig ist. Ihre Grenzen wurden gewahrt. Häufig habe ich sie jetzt auch schon wiedergetroffen, wenn das 2. Kind da ist. So sah ich einen kleinen 3jährigen wieder als ich sein neues Geschwisterchen begutachten wollte. Er schaute mich kritisch an und sagte nach einer kleinen Weile: „du hast mein Aua weggemacht“.

Das Interview mit Viktoria Hadank führte Irene Behrmann.
Patientlnneninfo über die CranioSacrale Therapie nach Dr. Upledger
11/2022

 

 

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