CTG – bis zu 90 % Fehldiagnosen
„Schlechte Überwachungsmethode" neu geregelt
Den meisten Frauen wird in der Klinik während der Geburt über längere Zeit ein Gurt angelegt, um ein CTG (Ultraschall-Herztonmessung) schreiben zu können. Dabei werden sowohl die kindlichen Herztöne als auch die Geburtswehen der Frau aufgezeichnet.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe DGGG veröffentlichte 2014, dass es bei ca. 50 % aller CTG-Messungen vor und während der Geburt hinsichtlich der Gefährdungslage des Kindes zu Fehldiagnosen kommt. („Anwendung von CTG während Schwangerschaft und Geburt“)
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Noch deutlicher fällt die Kritik der Chefärztin einer Frauenklinik vom April 2018 aus: „Ich habe einige Zeit gebraucht, um zu merken, dass der Herzton-Wehenschreiber (CTG) eine schlechte Überwachungsmethode ist. In 50 Prozent der Fälle ist es falsch positiv und in den zwei Stunden vor der Geburt werden 90 Prozent der CTGs pathologisch.“
„Falsch positiv" bedeutet: Das CTG zeigt eine Gefährdungslage des Kindes an, die real aber nicht besteht.
Quelle: „Gegen den Trend – Wie es gelingen kann, die Kaiserschnittrate zu senken“ Broschüre des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e. V. (AKF), S. 12: Interview mit Dr. med. Patricia Van de Vondel, Chefärztin der Frauenklinik Porz am Rhein
Aufgrund von Kritik von vielen Seiten wurde die Handhabung mit dem CTG neu geregelt.
In einer S3-Leitlinie (hoher wissenschaftlicher Standard) werden Routine-CTGs grundsätzlich infrage gestellt. Lesen Sie „Allgemeines zur Leitlinie Vaginale Geburt am Termin".
Sie finden dort Hinweise zum Gebrauch des CTG - das nicht mehr als Routine eingesetzt werden soll.
Michel Odent: „Interessanterweise wurde jetzt… durch mehrere umfangreiche Untersuchungen nachgewiesen, dass die einzige und signifikante Auswirkung, die die permanente elektronische Überwachung des Fötus auf die Statistik hat – im Vergleich zum gelegentlichen Abhören der Herzgeräusche – ein Anwachsen der Kaiserschnittrate ist." (1)
Den Frauen soll stattdessen Telemetrie (drahtloses CTG) angeboten werden.
Fragen Sie in der Klinik nach, ob und wie nach der neuen Leitlinie gearbeitet wird.
(1) Michel Odent: Es ist nicht egal, wie wir geboren werden. Mabuse 2021 4. Auflage S. 32f
10/2022