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Geburt im Kran­ken­haus

Reformen überfällig

97 % aller Frauen gehen in die Klinik. So entsteht der Eindruck von Normalität. Das Krankenhaus sei der beste und sicherste Ort, um ein Kind zu bekommen, denken viele Eltern vor der Geburt. Doch dieser Eindruck trügt.

Über 30 % Kaiserschnitte, bei 93 % der Geburten medikamentöse und operative Eingriffe führen dazu, dass immer mehr Eltern die Qualität von Klinikgeburten hinterfragen. Zurzeit finden viele Veränderungen statt, darum sind Eltern gut beraten, wenn sie sich bezüglich des Geburtsortes für ihr Kind umschauen.

Die deutlichste Veränderung in Kliniken dürfte von einer neuen „S3-Leitlinie Vaginale Geburt am Termin“ (Dezember 2020) ausgehen. Wir haben die wichtigsten Themen in einer Broschüre abgedruckt: Geburt: Aktuelle Leitlinie 2020-2025 – Hinweise für Eltern, die zur Geburt in die Klinik gehen. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Empfehlungen auch umgesetzt werden. Dabei ist die Rolle der Eltern sehr wichtig, nämlich nachzufragen, ob die Leitlinie angewandt wird.

Einen Überblick zu wichtigen Themen finden Sie auch hier: Leitlinie S3 – Allgemeine Informationen.
Wir raten Ihnen, sich diese in Kurzfassung zusammengestellten Beiträge anzuschauen. Was Ihr Interesse weckt, ist auch wichtig. Bei etlichen Themen hat die Mutter ein Mitspracherecht, was vorher so nicht gegeben war.
fragen ask free pixabyUnd fragen Sie in der Klinik nach, ob das Team nach der neuen Leitlinie arbeitet. Ohne die deutliche Nachfrage von Eltern wird sich vieles nicht verändern.
Bedenken Sie, dass Hebammen und Ärztlnnen vor 5,10 oder 20 Jahren ausgebildet wurden und nun teilweise umdenken müssen. Zeigen Sie, dass Sie Bescheid wissen und ihre Rechte kennen.

Weitere Hinweise:
• Einige Kliniken setzen auf naturgemäße Abläufe und versuchen, den Wünschen von Eltern weitgehend entgegenzukommen. Messlatte ist z. B. die Anzahl von Kaiserschnittoperationen. Diese schwankt bundesweit zwischen 10 und 48 %.
• Universitätskliniken haben die höchsten Kaiserschnittraten (dies wird der Ausbildungssituation von FachärztInnen zugeschrieben, aber auch dem erhöhten Anteil von Risikogeburten)
• Geburtshilfliche Abteilungen schließen, wenn der naturgemäßen Geburt Vorrang gegeben wird. Dann nämlich dauern Geburten länger, sobald auf Wehenmittel zur Geburtsbeschleunigung verzichtet wird. Damit verlängert sich die Aufenthaltszeit für eine gebärende Frau und es verringern sich die Einnahmen der Klinik bezüglich medizinischer Eingriffe. Dass eine physiologische Geburt länger, aber dafür in aller Regel schonender für Mutter und Kind sein kann, sollten werdende Eltern bedenken.

• Die Folge von schließenden oder zeitweise geschlossenen geburtshilflichen Abteilungen aus wirtschaftlichen Gründen ist, dass schwangere Frauen an Kliniktüren abgewiesen werden. Die verbliebenen Kliniken müssen immer mehr Geburten begleiten. Von flexibler Reaktion mit mehr Personal wird kaum berichtet.
• Hebammen und Ärztlnnen kündigen unter solchen Arbeitsbedingungen ihren Arbeitsplatz.
• Inzwischen gehen mehr und mehr Eltern auf die Suche nach Hebammen, die sie nicht nur während der Schwangerschaft begleiten und beraten, sondern auch während der Geburt. Es gibt Hebammen, die mit Kliniken Verträge schließen und ambulant in der Klinik ihre Frauen begleiten.
• Mehr und mehr Hebammen organisieren sich außerklinisch in Teams oder setzen sich für hebammengeleitete Kreißsäle ein. Es entstehen neue Geburtshäuser. Die außerklinische Geburtshilfe erlebt eine Nachfrage, wie sie seit Jahrzehnten unbekannt war.
• Eine beachtliche Zahl von Geburtsvorbereiterinnen bereitet Eltern auf eine selbstbestimmte Geburt vor. Die Vorbereitung geht weit über die Erläuterung der Physiologie hinaus (z. B. Bindungsanalyse, Geburtsvorbereitung mit Achtsamkeit, GfG-Geburtsvorbereitung®, Haptonomie, Hypnobirthing).
• Eine neue, selbstbewusste Frauengeneration spricht offen über die Zustände, die sie in Kliniken erlebt. Eine große Zahl von Eltern-Initiativen bildet inzwischen ein bundesweites Netzwerk.

Wir - GreenBirth - gehören dazu. Seit 2009 beobachten wir diese Dynamiken. Die Qualität der Geburt in der Klinik ist abhängig davon, ob Sie in Ihrer Situation mit dem vorhandenen Personal klarkommen, wie viele Geburten bei welchem Personalschlüssel genau dann stattfinden, wenn auch Ihr Kind geboren werden will. Je besser Sie als Mutter und werdender Vater über die geburtlichen Phasen Bescheid wissen, desto gelassener können Sie ihre Wünsche vertreten. Kaiserschnittzahlen sind ein gewisser Gradmesser, um festzustellen, wie medizinisch eine Klinik ausgerichtet ist.

Unverzichtbar ist eine sorgfältige, gute Geburtsvorbereitung durch überwiegende Hebammenvorsorge. Überlegen Sie sich, welche Art von Vorsorge Sie für sich brauchen. Die Klinikgeburt ist der letzte Abschnitt nach einer stärkenden oder verunsichernden Vorsorge.

Als Faustregel gilt, dass Hebammenvorsorge das Gesunde, das Naturgemäße und Physiologische betont und bei Untersuchungen berücksichtigt. Bei einer Hebamme können Sie sicher sein, dass diese Sie bei abweichenden Verläufen selbstverständlich an einen Arzt überweist. Es gehört zu ihrer Ausbildung, dass sie das erkennen kann. In den Niederlanden ist das der normale Weg, den schwangere Frauen gehen.

Ärztliche Vorsorge allein führt häufig zu Besorgnissen, zusätzlichenUntersuchungen und Testungen, die selbst bezahlt werden müssen, genannt IGe-Leistungen.

Wir empfehlen Ihnen die Broschüre MutterBabys Weg durch Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit, die von Elternitiativen erarbeitet wurde, zu bestellen zum Selbstkostenpreis von 1,00 €. Bestellformular

10/2022

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