Geburtsreif – wie lange braucht ein Baby genau...
... um reif auf die Welt zu kommen?
Eine taggenaue Berechnung gibt es nicht. Genauso wenig, wie vorausgesagt werden kann, wann das erste Zähnchen kommt, wann der erste Milchzahn wackelt, wann die Pubertät einsetzt, wann das Größenwachstum Heranwachsender zuende ist…
Die Früchte eines Apfelbaums reifen nicht alle zeitgleich. Ein Kind wird ab der 37. Schwangerschaftswoche innerhalb von 5 weiteren Wochen geburtsreif. Mit dem ersten Tag der 37. Woche beginnt die Zählung. Sie endet am 6. Tag der 41. Woche.
Insgesamt kann eine Schwangerschaft also 42 Wochen dauern. Erst danach gilt das Kind als „übertragen“.
Ab dem Tag der Zeugung geht die Zählung los. Dabei spielt eine Rolle, wie lange der Menstruations-Zyklus einer Frau dauert. 22, 25, 28 Tage? Schon der Zeugungstermin kann unsicher sein. Manche Frauen haben noch einmal eine Regel, obgleich sie schwanger sind, oder sie werden schwanger trotz Pille. Auch gibt es kleinere und größere Kinder, auch schon im Frühstadium.
Dem technisch errechneten ET mittels Ultraschall, von dem wir abraten (1), wird die Größe des Kindes zugrunde gelegt. Andere Berechnungen orientieren sich an Jahrhunderte altem Erfahrungswissen und den Angaben der Frau. Wurde der Zeugungstermin ermittelt, ist dann der nächst wichtige Termin die vollendete 37. Woche. Nun beginnt die Zählung für den Reifungszeitraum des Babys.
In der Mitte der nun folgenden 5 Wochen liegt der (ET). Er wird im Mutterpass eingetragen und oft korrigiert. Der Termin dient der Orientierung zur Berechnung des Mutterschutzes, Elterngeldes und der Elternzeit. Auch Arbeitgeber wollen planen können. Für Eltern gilt die Faustregel zu beherzigen: Mittelwert (ET) +/- 14 Tage, um gelassen das erste Reifesignal ihres Babys abzuwarten.
Das ist die nächste wichtige Botschaft: Die Babys geben Bescheid, wenn sie reif sind. Sie senden Hormone aus, die werden von der Mutter (im Stammhirn) „gelesen“. Die Geburt beginnt mit bestimmten Anzeichen, die allesamt hormonell ausgelöst werden.
Hormone/ Botenstoffe/ Peptide sind verschiedene Namen für ein und dasselbe. Körperlich/physiologisch gehen MutterBaby gemeinsam auf eine Reise mit umfassenden Veränderungen. Die einzigartige vorgeburtliche Verbindung wird für das Baby auf der Welt fortgesetzt.
Ca. 85 % der schwangeren Frauen haben eine beschwerdefreie Schwangerschaft. Nur bei 10-15 von 100 Frauen ist ärztlicher Beistand erforderlich sowohl in der Schwangerschaft als auch bei der Geburt. Die hohe Zahl von bescheinigten Risiken im Mutterpass wird seitens Kritikerinnen u. a. auf das Abrechnungssystem zurückgeführt. Das bedeutet, wenn einer Frau ein Risiko bescheinigt wurde (angefangen vom Alter), können mehr Untersuchungen getätigt und abgerechnet werden. (2)
(1) Die Verletzlichkeit des Kindes in den ersten drei Monaten ist hoch. Die Datenlage bezüglich Ultraschall-Belastungen für die Kinder ist sehr dünn. Niemand hat ein Interesse daran, diesen Zeitraum zu beforschen. Mehr finden Sie in der Recherche von Prof. Dr. Otwin Linderkamp, Neonatologe, em. Professor der Universität Heidelberg.
(2) Auch die Studie von Petra Kolip und Rainhild Schäfers (Hebammenwissenschaftlerinnen) zeigt, wie der Gesundheitsmarkt inzwischen die Vorsorge bei schwangeren Frauen durchdringt: Sichere Rundumversorgung oder Geschäft mit der Unsicherheit? Bertelsmann 2015.
12/2022