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Kaiserschnitt – Babys in Steiß­la­ge bes­ser va­gi­nal ge­bä­ren 

Kaiserschnitt ist nicht die beste Möglichkeit

Die kanadische Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie (SOGC) gab neue Richtlinien heraus, die einen automatischen Kaiserschnitt bei Steißlage nicht mehr befürworten (englisch).

Die englischsprachige Studie wird 2018 von Carla Wintersgill aufgegriffen und für die deutschsprachige Leserschaft von Yvonne Piehler und Anna Groß-Alpers übersetzt.

babyfuesse 2020 anja lehnertzFoto: Anja Lehnertz
Die neuen Richtlinien sind die Reaktion auf neue Erkenntnisse, dass viele Frauen ihre Babys sicher gebären können, obwohl sie mit Füßen oder Po voran den Geburtsweg passieren und nicht mit dem Kopf als erstem Körperteil. „Unser Hauptanliegen ist es, den Frauen Wahlmöglichkeiten zu bieten.“, sagt André Lalonde, Vizepräsident SOGC. „Immer mehr Frauen fühlen sich enttäuscht, wenn kein ausgebildetes Personal verfügbar ist, das eine vaginale Geburt bei Steißlage begleiten kann“, fügt er hinzu.

Seit dem Jahr 2000 ist die bevorzugte Entbindungsmethode bei Steißlage der Kaiserschnitt. Studien legten nahe, dass vaginale Geburten zu einer höheren Zahl von Komplikationen führten. Daraus resultierte, dass viele medizinische Schulen die vaginale Geburt bei Steißlage des Babys aus dem Lehrplan strichen. Das Problem ist nun, so Dr. Lalonde, dass es nur noch sehr wenige Ärzte gibt, die diese Art der Geburt lehren und begleiten können.

Mit der Herausgabe der neuen Richtlinien möchte die SOGC ein landesweites Trainingsprogramm einführen, um sicherzustellen, dass GeburtshelferInnen adäquat vorbereitet sind, um vaginale Geburten bei Steißlage begleiten zu können. Die neue Herangehensweise ist das Resultat einer Neubewertung früherer Erkenntnisse. Es zeigte sich, dass es beim Vergleich der Anzahl der Komplikationen keine Unterschiede zwischen vaginaler Geburt und Kaiserschnittentbindung bei Steißlage gibt.

Die Neuigkeiten sind ein Segen für die in Ottawa ansässige Koalition für Steißgeburten. „Wir sind sehr, sehr zufrieden,“ sagt Robin Guy, Mitbegründerin der Koalition. Frau Guy startete die Gruppe nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Herbst 2006. Obwohl sie ihr erstes Kind zu Hause mit einer Hebamme gebar, ging sie zur Geburt ihrer Tochter, die sich in Steißlage befand, ins Krankenhaus. „Ich wurde zu einem ungewollten und unnötigen Kaiserschnitt gedrängt, weil mein Geburtshelfer keine Erfahrung hatte,“ sagte Frau Guy.

Ziel der Koalition ist es, Frauen über ihre Möglichkeiten rund um die Steißgeburt zu informieren. Frau Guy glaubt, viele Frauen wissen gar nicht, dass die vaginale Geburt bei dieser Lage des Babys überhaupt möglich ist. „Die Aufklärung der Frauen ist unser Hauptziel, weil viel mehr erforderlich ist als eine geänderte Richtlinie,“ sagte sie.

Die SOGC betont, dass trotzdem bei Steißlagenentbindungen aufgrund von möglicherweise auftretenden Komplikationen viele Kaiserschnitte nötig sein werden. Die Steißlage tritt bei 3-4 % der Frauen auf, die den errechneten Geburtstermin (ET) erreichen. Das sind in Kanada also etwa 11.000 bis 14.500 Geburten jährlich.
Die neue Entscheidung, vaginale Geburten von Babys in Steißlage anzubieten, entspricht der SOGC-Förderung der natürlichen Geburt – spontane Wehen, gefolgt von einer Geburt ohne Eingriffe durch Geburtszange, Saugglocke oder Kaiserschnitt.'

Im Dezember 2008 wurde eine Erklärung herausgegeben, die die Empfehlung zur Entwicklung landesweiter Richtlinien zur normalen Geburt beinhaltete. „Der sicherste Weg zu gebären, war immer der natürliche Weg,“ sagte Dr. Lalonde. „Die vaginale Geburt ist die bevorzugte Methode, ein Baby zu bekommen, da ein Kaiserschnitt Komplikationen bedeutet.“

Kaiserschnitte, bei denen Schnitte durch die Bauchdecke und den Uterus der Mutter gemacht werden, um das Baby zu entbinden, können zu mehr Blutungen und Infektionen führen. Auch Komplikationen bei Folgeschwangerschaften sind häufig. „In der Bevölkerung besteht manchmal die Vorstellung, dass Kaiserschnitte heutzutage mit moderner Anästhesie und modernen Krankenhäusern ebenso sicher seien wie normale Geburt. Das glauben wir jedoch nicht,“ so Dr. Lalonde. „Es ist das generelle Prinzip der Medizin, den Kaiserschnitt nicht als einfache, belanglose Sache zu sehen.“

Die SOGC glaubt, wenn eine Frau während der Schwangerschaft gut vorbereitet wird, hat sie die angeborene Fähigkeit, vaginal zu gebären.
Der Anteil der Kaiserschnittgeburten in Kanada beträgt 25 %.
11/2022

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