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Kaiserschnitt – Stil­len – Darm­flo­ra

Kaiserschnitt und Flaschennahrung – Belastung für Babys Darm

Das Baby muss nach der Geburt/einem Kaiserschnitt die eigene Darmflora aufbauen. Kaiserschnitt und Flaschennahrung sind nicht naturgemäß. Beide könnten deswegen mit ursächlich dafür sein, dass spätere Erkrankungen wie etwa Allergien auftreten.

Darmflora free pixabyKanadische Forscher fanden heraus, dass die Art der Geburt und die frühe Ernährung die Zusammensetzung der Bakterien im Darm prägen. Das berichtet das Team um Meghan Azad von der University of Alberta in Edmonton in der Fachzeitschrift „Canadian Medical Association Journal" (CMAJ).

Bei der Geburt ist der Darm eines Kindes noch keimfrei. Welche Bakterien den Verdauungstrakt besiedeln, beeinflusst die Gesundheit im späteren Leben. Eine gestörte Darmflora wird mit Problemen wie etwa Asthma, Allergien oder Fettleibigkeit in Verbindung gebracht.

Die Forscher ermittelten nun an 24 Kindern, wie sich die Darmflora im frühen Leben entwickelt – abhängig von Geburtsart und Ernährung. Dazu untersuchten sie Stuhlproben der Säuglinge im Alter von drei bis vier Monaten auf die DNA von Bakterien. Die Resultate glichen sie dann mit Geburtsart, Ernährung und anderen Faktoren wie etwa der Einnahme von Medikamenten ab. Sechs Kinder kamen per Kaiserschnitt zur Welt, zehn wurden gestillt.

Weniger Fülle und Vielfalt
Resultat: Die Art der Geburt und die Ernährung beeinflussten die Zahl und Zusammensetzung der Bakterien. Per Kaiserschnitt geborene Kinder hatten eine geringere Fülle von Mikroorganismen im Darm. Auch die Vielfalt der Bakterien war kleiner, Keime der eigentlich gängigen Gattung Bacteroides fehlten ganz. Das sei wichtig, schreiben drei Forscher um Rob Knight von der University of Colorado in Boulder in einem ergänzenden Kommentar. „Ein frühes Zusammenspiel mit nützlichen Bakterien trainiert das Immunsystem der Babys und ist daher entscheidend für die gesunde Prägung von Immunantwort und Stoffwechsel."

Auch die frühe Ernährung hinterließ Spuren im Darm: Kinder, die mit der Flasche gefüttert wurden, hatten zwar eine besonders hohe Keimfülle. Unter den Bakterien fanden die Forscher aber auch vermehrt den Erreger Clostridium difficile, der etwa mit Darmerkrankungen in Zusammenhang steht.

Muttermilch fördert Ansiedlung
Den Nutzen der geringeren Bakterienvielfalt bei gestillten Kindern erklären die Kommentatoren so. „Muttermilch, die reich an Präbiotika ist, fördert die Ansiedlung nützlicher Bakterien und schränkt die Besiedlung durch schädliche ein."

Das Studienresultat ist auch für Deutschland wichtig: Wie in anderen Industrieländern steigt auch hierzulande die Zahl der Kaiserschnitte. Bundesweit kommt inzwischen fast jedes dritte Kind durch eine solche Operation zur Welt. 1991 lag der Anteil im Westen Deutschlands noch bei etwa 15 %, im Osten bei ca. 10 %.

„Die Studie reiht sich in Arbeiten ein, die deutlich gemacht haben, dass die Darmflora bei der späteren Erkrankungswahrscheinlichkeit eine Rolle spielt", sagt Professor Frank Louwen von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Es sei gesichert, dass Kaiserschnitt-Kinder öfter krank würden als Kinder, die auf normalem Wege zur Welt kämen, sagt der Gynäkologe von der Universität Frankfurt am Main und verweist auf Allergien oder Asthma.

Werden Babys per Kaiserschnitt geboren und bekommen zudem nur die Flasche, steige das Risiko zusätzlich, betont Louwen: „Man sieht, wie wichtig es ist, dass man Frauen optimal auf die Geburt vorbereitet."

Die Studie der Techniker Krankenkasse mit 38.000 dort versicherten Kindern von der Geburt bis zum 8. Lebensjahr weist nach, dass Kinder nach Kaiserschnitt mehr gesundheitliche Probleme haben als Kinder, die vaginal geboren wurden.

10/2022

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