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Klinikgeburt – Mit­spra­che­recht

Neue Leitlinie erweitert Mitsprache 

97 % aller Frauen gehen in die Klinik. Viele Eltern denken vor der Geburt, das Krankenhaus sei der beste und sicherste Ort, um ein Kind zu bekommen, Doch dieser Eindruck trügt. Über 30 % Kaiserschnitte, bei 93 % der Geburten medikamentöse und operative Eingriffe führen dazu, dass immer mehr werdende Eltern die Qualität von Klinikgeburten hinterfragen. Weil Eltern inzwischen wach geworden sind, nachfragen und sich gut informieren, zeichnen sich vielerorts Veränderungen ab.

Leitlinie: Anfang einer Reform

Sichtbar wird ein Umdenken durch die im Dezember 2020 verabschiedete „S3-Leitlinie Vaginale Geburt am Termin“.
fragen ask free pixabyFoto: Pxabay free
S3 bedeutet: höchster wissenschaftlicher Standard. Leitlinien sind Empfehlungen. An die soll bzw. sollte sich das geburtshilfliche Personal halten. Ein Muss kann es nicht geben, da jede Geburt individuell von Mutter und Kind erlebt und gemeistert wird. Das Wichtigste: die Frauen/Eltern haben ein erhebliches Maß an Mitbestimmung. Ihre Wünsche sollen unterstützt werden. Es gibt nicht nur Mitsprache, sondern in einem Fall auch ein Vetorecht (beim „Kristeller-Handgriff"). Fragen Sie nach.

Beispiele

Nach vorzeitigem Blasensprung soll die Frau noch 24 Stunden zuhause bleiben können (Hebamme bzw. die Gynäkologin informieren). Es sollen in dieser Zeit keine routinemäßigen Vaginaluntersuchungen gemacht werden (um zu vermeiden, dass Keime zum Kind gelangen). Erst nach Ablauf von 24 Stunden würde der Frau angeboten, die Geburt einzuleiten. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass die Wehen in der Zwischenzeit von selbst einsetzen.

Abnabeln: Die Frau entscheidet, ob das Blut des Babys in Plazenta und Nabelschnur komplett in das Baby gelangen soll (abwarten). Erst wenn die Nabelschnur hell und schlaff ist und das Baby selbstständig atmet, wird die Nabelschnur durchtrennt. Bis dahin kann das Baby der Mutter/dem Vater nahe sein..., oder ob zwischen 1 und 5 Minuten abgenabelt werden soll (das wird genannt „aktives Management").

Zur Durchsetzung der Leitlinie an jeder Klinik ist es sehr wichtig, dass Sie bei der Anmeldung direkt nachfragen, ob die neue Leitlinie berücksichtigt wird. Es wirkt sich bereits positiv für Sie aus, wenn Sie zu erkennen geben, dass Sie informiert sind. Die folgenden Themen finden Sie hier einzeln erläutert:
Abhören der Herztöne – Abklemmen Nabelschnur – Beckenendlage – Bindung nach der Geburt – CTG/Telemetrie (drahtlos) – Dammschnitt – Eins-zu-eins-Betreuung – Essen und trinken – Frauzentriert – Fruchtblase öffnen, nicht routinemäßig – Geburt im Stehen, Knien, Hocken... – Geburtsorte – Kaiserschnitt (vaginale Geburt nach...) – Kristellern – Latenzphase – Medizinische Angebote als Routine – Rizinusöl zur Einleitung (Leitlinie S2k) – Schmerzen – Vaginale Geburt „am Termin" – Vorzeitiger Blasensprung – Wassergeburt – Zwillinge.
Die Beiträge finden Sie auch im Geburts-ABC.
Auf dem GreenBirth Youtube-Kanal haben Eltern für Eltern zu 7 dieser Themen ein Video produziert (4-11 Minuten).

10/2022

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