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Leitlinie S3 – Ab­klem­men der Na­bel­schnur

Was sagt die S3-Leitlinie?

Leitlinien sind Empfehlungen für das Klinikpersonal. Damit Schwangere/Eltern wichtige Aspekte daraus kennen, informieren wir darüber. Eltern wird wesentlich mehr Entscheidungsbefugnis eingeräumt als bisher. Es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung bei Klinikgeburten. Informiert zu sein bringt Gelassenheit. Das Personal merkt leicht, ob es mit informierten oder unwissenden Eltern zu tun hat.

LL = Leitlinie
Aussagen der S3-Leitlinie, aus der Kurzfassung. Wir geben den Inhalt in nichtmedizinischer Sprache wieder. Wir zitieren und markieren mit „…“ und Ziffernangabe. Zu beachten sind sprachliche Feinheiten, wie der Unterschied zwischen „soll" und „sollte".
GreenBirth: Wir erläutern ohne den Anspruch der Vollständigkeit und ohne Gewähr. Alle Hervorhebungen, fett oder kursiv von GreenBirth.

Leitlinie (9.4.2.1):
Im Leitlinien-Abschnitt „Management der Nachgeburtsphase" wird „abwartendes Vorgehen“ einem „aktiven Management" gegenübergestellt. Die Frauen sollen vor der Geburt über den Unterschied zwischen beiden Möglichkeiten informiert werden.
Für das Abnabeln bedeutet „abwartendes Vorgehen“, dass die Nabelschnur erst durchtrennt wird, nachdem die Pulsationen aufgehört haben. Das kann 10 Minuten oder länger dauern. Die Frau kann entscheiden, ob die Nabelschnur auspulsieren soll; sie soll in ihrer Entscheidung unterstützt werden (9.11).

GreenBirth unterstützt das Durchtrennen der Nabelschnur nach Auspulsieren.

„Aktives Management“ hingegen bedeutet: Die Nabelschnur wird frühestens 1 Min. und spätestens 5 Min. nach der Geburt abgeklemmt.

GreenBirth
abnabeln 2 n e fFoto: Nicole Ebrecht-Fuß
Die gute Nachricht ist, dass Frauen in Kliniken künftig entscheiden können, ob die Nabelschnur auspulsieren soll oder nicht. Es ist sehr wichtig, die Bedeutung des Abnabelns im Zusammenhang mit der sicheren Sauerstoffversorgung des Babys und seiner Umstellung auf die Lungenatmung zu verstehen.

Das Kind braucht sein sauerstoffreiches Blut aus der Nabelschnur bei der Umstellung auf die Lungenatmung. Es kommt aus einer Wasserwelt. Bis kurz vorher war die Lunge noch mit Fruchtwasser gefüllt. Das wurde beim Durchtritt durch den Geburtsweg natürlicherweise herausgedrückt. Die Lungenatmung setzt nach einigen Minuten ein. Das Baby ist erst dann auf der Welt angekommen, wenn es selbstständig atmet.

Unsere Empfehlung: Dem Umstellungsprozess des Babys auf die Lungenatmung Zeit und Respekt zu zollen. Erst, wenn die Nabelschnur auspulsiert ist, sollte die Nabelschnur durchtrennt werden. So lange kann das Baby im Haut-zu-Haut-Kontakt auf der Brust der Mutter auf der Welt ankommen und nicht von ihr getrennt werden. Weiterer Vorteil: Gibt die Plazenta Blut ab, dann verringert sich dabei ihr Volumen und sie löst sich von selbst von der Gebärmutterwand. Dieser logische Vorgang, braucht „natürlich“ Zeit, bis zu einer Stunde, wertvolle Zeit, um das Baby zu begrüßen, im Arm zu tragen, an die Brust anzulegen und die Zeit mit dem Papa zu teilen.

Beim „aktiven Management" wird deutlich, dass Medikamente verabreicht werden, um Prozesse zu beschleunigen. Auch ist kaum vorstellbar, dass solche Geburten anders als im Liegen stattfinden können, mit allen diesbezüglich nachgewiesenen Nachteilen.

Wir verweisen auf unsere Informationsschrift zum Thema Abnabeln „Sanft und sicher versorgt auf die Welt kommen…“ und zitieren daraus: „Die Vorteile der besseren Versorgung spät abgenabelter Kinder mit Sauerstoff, Eisen, Eiweiß und Stammzellen sind inzwischen durch die Forschung gut belegt und erklären, dass Spätabnabelung die Entwicklung mindestens bis zum Altern von 4 Jahren günstig beeinflusst, wie eine schwedische Studie kürzlich gezeigt hat.“ (Otwin Linderkamp, Broschüre S. 11).

Leitlinie S3 – Allgemeine Informationen

10/2022

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