Rhesusfaktor negativ – spätes Abnabeln ohne Nachteile
Passive Begleitung der Plazentarperiode sollte Norm werden
GreenBirth befragt den Hochschullehrer und Gynäkologen Prof. Dr. Sven Hildebrandt zum Abnabeln bei Rhesusunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind.
Hildebrandt: Trägt eine Rhesus-negative Mutter ein Rhesus-positives Kind in sich, darf das kindliche Blut nicht in den mütterlichen Kreislauf geraten, weil es dort eine – für die aktuelle und für künftige Schwangerschaften – problematische Abwehrreaktion auslöst.
GreenBirth: Wann ist in diesen Fall der richtige Zeitpunkt zum Abnabeln?
Hildebrandt: Entscheidend ist die Frage der Wahrscheinlichkeit der Verletzung der Plazentaschranke und dabei der des Übertritts von kindlichem Blut in den mütterlichen Kreislauf. Diese wird beispielsweise bei einem Bauchtrauma, bei einer äußeren Wendung, bei Nabelschnurpunktionen und im Rahmen des Geburtsprozesses als hoch eingeschätzt.
GreenBirth: Gilt dies auch für den normalen Geburtsverlauf?
Hildebrandt: Ja.
GreenBirth: Gilt dies auch in der normalen Plazentarperiode?
Hildebrandt: Nein, nicht zwingend. Ein solcher Übertritt ist nur bei massiven Manipulationen (Credé-Handgriff, Nabelschnurzug, s. z. B. bei Wikipedia) denkbar.
GreenBirth: Ist in einem solchen Fall die Wahrscheinlichkeit eines Übertritts größer?
Hildebrandt: Nein, aber er ist denkbar. Bei der von uns geforderten passiven Begleitung der Plazentarperiode ist der Übertritt UNWAHRSCHEINLICH (Hervorhebung GreenBirth). Im Gegenteil: Es gibt Untersuchungen (Ladipo 1972), wonach der Übertritt bei frühem Abnabeln wegen des höheren Drucks auf der plazentaren Seite sogar wahrscheinlicher wird.
GreenBirth: Herr Hildebrandt, wir danken Ihnen für diese Information.
Die Auskunft erfolgte im Februar 2018 per E-Mail.
11/2022