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Umdenken! For­de­rung Ar­beits­kreis Frau­en­ge­sund­heit 

Der Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie
und Gesellschaft (AKF) e. V. veröffentlicht Arbeitspapier.

Zitate aus dem Arbeitspapier „Es ist Zeit, den Umgang mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu überdenken",  und unsere Kommentare

Zur Praxis, Pathologien zu bescheinigen, um die Vorsorge kostendeckend abrechnen zu können:
„…Auch durch die Vergütungsstrukturen werden finanzielle Anreize für die Einstufung von Schwangeren als Risikopatientinnen und für überflüssige Untersuchungen gesetzt. FrauenärztInnen können heute ohne „labelling“ keine kostendeckende Schwangerenvorsorge erbringen, d.h. ohne den Schwangeren nicht mindestens eine, häufig jedoch mehrere, Krankheitsdiagnosen zuzuschreiben.“

GreenBirth: Ist es fair, eine niedrige Vergütung auszugleichen, indem Frauen Risiken zugeschrieben werden, die sie nicht haben? Ist es das, was sich Frauen wünschen, wenn sie die Arztpraxis aufsuchen? Die Frauen ermöglichen als Mitglieder bei den Krankenkassen, dass Dienstleistungen bezahlt werden. Ist es hinnehmbar, dass über ihre Gesundheit oder die ihres Kindes falsche Eintragungen gemacht werden, um mehr abrechnen zu können?

Welche Auswirkungen für Mutter und Kind kann es haben, wenn die schwangere Frau nun wochenlang mit dem Bewusstsein leben musss, evtl. eine Risikoschwangere zu sein, obgleich das nur ein „abrechnungstechnischer Vorgang" war?

Ist das verantwortbar? Ist das das Bild, welches ein privilegierter Berufsstand in die Öffentlichkeit meint tragen zu können, ohne selbst Schaden zu nehmen?

Gehört die Vergütungsstruktur nicht in die Verhandlungen mit den Krankenkassen, anstatt dieses auf dem Rücken von schwangeren Frauen und ihren Kindern und Familien auszutragen?

Es passiert nichts anderes, wenn während der Geburt ihres Kindes Eingriffe vorgenommen werden, die abrechnugstechnisch für die Klinik gut sind, für die Gesundheit vom Mutter und Kind jedoch mehr als fragwürdig.

2021 lesen wir im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, dass über die Abschaffung der sog. Fallpauschale bei Geburten nachgedacht wird. Höchste Zeit, nachdem 12 Jahre seit der o.g. Studie des AKF vergangen sind. 

Zur Frühgeburtlichkeit (ca. 60.000 Kinder pro Jahr, davon ca. 10.000 unter 1500 g):
„Psychosoziale Aspekte spielen in der Schwangerenbetreuung eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen zum Beispiel in entscheidendem Maße die Frühgeburtlichkeit, die heute die Hauptursache der perinatalen Morbidität [Krankheit] und Mortalität [Sterblichkeit] ausmacht. Deutschland hat mit rund 9,8 % die höchste Frühgeburtenrate Europas.“

Geburtsmedizin, dominiert von Technik und Medikamenten:
„Zahlen zur Geburtshilfe spiegeln die Situation der schwangeren Frauen in der heutigen Geburtsmedizin wieder: Jede vierte Geburt wird eingeleitet, jede dritte wird medikamentös beschleunigt und beeinflusst. Geburtsabläufe in Kliniken sind vornehmlich den Regeln der Klinikorganisation und den jeweiligen technischen und ökonomischen Möglichkeiten und Zwängen untergeordnet.

(98 % der Frauen bekommen ihr Kind in einer Klinik.) Rund 30 Prozent der Frauen erhalten einen Dammschnitt. Die Kaiserschnittrate beträgt inzwischen 30 Prozent und liegt mindestens doppelt so hoch, wie dies aus medizinischer Sicht nötig wäre.
Angesichts dieser Daten ist die Potenz der Frauen zu gebären aus dem Blick geraten. Stattdessen werden die allermeisten Schwangeren zu Patientinnen…gemacht.“

Zum Wochenbett, der aus dem Blick geratenen Schonzeit steht in der Studie:
„Häufig bleibt die Mutter in der sensitiven Zeit des Wochenbetts sehr bald allein mit den neuen Anforderungen. Alleinsein, Verunsicherung und Überforderung sind bedeutsame Risikofaktoren für Stillschwierigkeiten, nachgeburtliche Depressionen und Bindungsstörungen zum Kind.“

Forderung des AKF: Eine bezahlte, mindestens 14-tägige Wochenbettzeit für den Partner der Mutter einführen. Die vom AKF beschriebenen Missstände sollten Zug um Zug der Vergangenheit angehören.

12/2022

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