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Wehenentwick­lung beim er­sten Kind 

Zeit – Zeit – Zeit. Wehen entwickeln sich langsam. 

Die Wehenentwicklung beim ersten Kind dauert einige Stunden oder Tage länger als bei weiteren Kindern. Die Tendenz in Kliniken, Wehenmittel zu geben wegen „Wehenschwäche“, ist darum speziell bei Erstgebärenden kritisch zu sehen.
Video auf unserm YouTube-Kanal (5 Min.): Abhören der Herztöne 

Künstliche Wehenmittel verursachen meiststärkere Schmerzen als natürliche Wehen. Sie greifen der körpereigenen Wehenentwicklung vor. Die Wehen können vor allem durch äußere Störungen und fehlendes Wohlbefinden ausbleiben.
Bei der Geburt wirken innere seelische und somatische Prozesse auf Stammhirnebene auf einander ein.

backen pixabay freeDie Frau muss sich sicher fühlen können, aufgehoben und geschützt. Sie braucht Ruhe, um sich fallen lassen zu können. Das ist am besten zuhause in vertrauter Umgebung möglich. Die Ruhe bewahren, einen Kuchen backen, sich ausgiebig duschen oder noch einmal schlafen legen..., das wird immer wieder von Hebammen empfohlen. 
Wenn ein Krankenhausbetrieb Frauen solchen Schutzraum nicht bieten kann, ist es kein Wunder, dass die Wehen ausbleiben. Anstatt die Klinikräume anders zu gestalten, Licht abzudunkeln und Ruhezonen zu schaffen, damit die Frau zur Ruhe kommen kann, wird „Wehenschwäche" diagnostiziert.

Der Frau - so entsteht der Eindruck - fehlt etwas, nämlich die Fähigkeit, Wehen zu entwickeln. Die Realität ist aber die, dass die Klinikumgebung in seltenen Fällen so gestaltet ist, wie es gebärenden Frauen gut tun würde.
„Wenn sich bis morgen früh nichts getan hat, müssen wir einleiten". Wie viele Frauen mussten sich diese Drohung anhören, fühlten sich unter Druck gesetzt und rutschten so in klinische Maßnahmen hinein.

Werden künstliche Wehenmittel gegeben, geht die Kontrolle der gebärenden Frau über das rhythmische Geschehen der Wehenentwicklung verloren.
Wehen-Medikamente erfordern eine dauerhafte Überwachung der Herztöne durch ein CTG. Das wird der Frau um den Bauch geschnallt. Es misst sowohl die Herztöne des Babys als auch die Wehentätigkeit der Mutter. Das lässt weniger Bewegungsfreiheit zu, meist muss sie dazu ruhig liegen. Erscheinen die Wehen zu schwach, verabreicht man eine höhere Dosis des Wehenmittels. Dies wird über den Tropf, der in die Verweilkanüle läuft, eingestellt.

Seit Dezember 2020 wurde eine neue Leitlinie für normale (vaginale) Geburten beschlossen. Darin wird gesagt, dass allen Frauen ein tragbares CTG angeboten werden soll (Telemetrie). Auch soll das Pinard Hörrohr vermehrt eingesetzt werden.

Das erfordert, dass es genug Hebammen gibt, die anstatt der Technik die Herztöne selbst abhören.
Die häufigste Folge von künstlichen Wehenmitteln: Die Frau muss sich dem ihr aufgenötigten Rhythmus von Wehen und Wehenpausen fügen. Das gilt auch für das Baby. Darum werden die Herztöne von beiden überwacht. Künstlich erzeugte Wehen sind schmerzhafter als eigene. Es gibt erhebliche Nebenwirkungen: Kreislauf, Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, starke Schmerzen manchmal ohne Pausen (Wehensturm).

Dann werden schmerzlindernde Mittel erforderlich, denn körpereigene Endorphine, zur Linderung der Schmerzen, entstehen nur in Reaktion auf körpereigene Wehen.

Eine PDA erscheint oft am Ende einer Kette von Eingriffen. Die PDA-Wirkung ist sehr oft die letzte Station vor der Entscheidung zum Kaiserschnitt wegen „schlechter Herztöne“ des Kindes.
Sonstige Wirkungen der Medikamente auf das Kind werden bisher nach unserer Kenntnis nirgends systematisch untersucht. Auch fehlen Einträge im Mutterpass oder im Kinder-Untersuchungsheft zu Medikamenten, die während der Geburt verabreicht wurden.

11/2022

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