Zwillinge – Leitlinie S3 – außerklinisch
Sind Zwillingsgeburten außerklinisch möglich?
Frauen die Zwillinge erwarten, wird meist sofort ein Kaiserschnitt empfohlen. Aber nicht, weil Zwillingsgeburten gefährlicher wären als die Geburt eines einzelnen Kindes, sondern weil die Erfahrung der Geburtsbegleiterlnnen für Zwillingsgeburten verloren gegangen ist.
Ein Foto geht um die Welt.
Früh geborene Mädchenzwillinge
überleben gemeinsam.
Dies wird auf die Umarmung
durch die kräftigere Zwillingsschwester
zurückgeführt.
Danach beruhigte sich die schwächere
und stabilisiert sich.
Inzwischen haben die verantwortlichen Gremien einen Kompromiss gefunden, der bis 2025 gelten soll.
Gültig sind zwei Richtlinien, auf die wir uns beziehen:
1. die S3-Leitlinie ist für alle Geburtsorte gültig und
2. besondere Kriterien für außerklinische Geburten in Hebammenverantwortung
Was steht dazu in der S3-Leitlinie?
LL (Leitlinie) = Aussagen der S3-Leitlinie, Kurzfassung. Wir geben den Inhalt in nichtmedizinischer Sprache wieder. Zitate sind mit „…“ und Zählung (z. B. 3.2) markiert. Zu beachten sind sprachliche Feinheiten, wie der Unterschied zwischen „soll" und „sollte".
GreenBirth: Wir erläutern ohne den Anspruch der Vollständigkeit und ohne Gewähr. Alle Hervorhebungen, fett oder kursiv von Greenbirth.
Leitlinie:
Die Frau soll über „Möglichkeiten der vaginalen Geburt bei Zustand nach Sectio caesarea [Kaiserschnitt], BEL [Beckenendlage/Steißgeburt] und Zwillingen und weitere Aspekte“ informiert werden. (3.2)
GreenBirth:
Diese für Eltern wichtigen drei Themen sind in der LL gemeinsam nur kurz abgehandelt, warum? Weil es zu diesen Themen zusätzliche Leitlinien gibt.
Für Eltern ist wichtig, dass hier Kriterien für außerklinische Geburten mit hineinspielen. Deswegen ziehen wir die „Kriterien zu Geburten im häuslichen Umfeld“ - die für alle außerklinischen Geburten gelten, zurate.
Was steht in den Kriterien zu Geburten im häuslichen Umfeld?
Sectio caesarea (1 x Kaiserschnitt) - Re-Sectio (2 x Kaiserschnitt):
- Wenn das erste Kind mit Kaiserschnitt geboren wurde, ist danach die Geburt zuhause oder im Geburtshaus möglich.
- Bei „Zustand nach Re-Sectio ohne nachfolgende vaginale Geburt“ ist eine außerklinische Geburt nicht mit der Krankenkasse abrechenbar (S.3).
Zustand nach Re-Sectio bedeutet, dass die Frau schon 2 x einen Kaiserschnitt hatte. Falls die Frau danach zuhause ihr Kind gebären möchte, kann die Hebamme dies nicht mit der Krankenkasse abrechnen.
- Aufgrund ihres Selbstbestimmungsrechtes „darf" die Frau auch nach zwei Sectiones eine Hausgeburt anstreben, jedoch positionieren sich alle Fachgesellschaften wegen des erhöhten Risikos einer Uterusruptur dagegen.
Die Hebamme darf im Einzelfall entscheiden, was sie (als Selbstzahlerleistung) mit tragen kann und will.
BEL = Beckenendlage, (d.h. das Kind hat sich nicht gedreht und will mit dem Po zuerst geboren werden) und Zwillingsgeburten
Für beide gilt: „Ist die Präsenz einer Ärztin/ eines Arztes für Frauenheilkunde und Geburtshilfe unter der Geburt sichergestellt, ist eine Geburt aus Beckenendlage sowie die Geburt von Zwillingen im häuslichen Umfeld möglich.“ (S. 6)
Allgemeine Informationen zur Leitlinie
Kurzfassung der Leitlinie
11/2022