Becken zu eng?
Kopf-Becken-Missverhältnis
Das weibliche Becken besteht aus mindestens sieben unterschiedlichen Segmenten, die durch Sehnen und anderes Gewebe miteinander verbunden sind. Es ist kein starrer Knochenring. Zusätzlich sorgt das Hormon Relaxin während einer naturgemäßen Geburt dafür, dass die stabilisierenden Gewebeverbindungen weich werden. So entsteht Raum für das Baby. Den kann die gebärende Frau durch eine aufrechte Körperhaltung noch erweitern.
Die Diagnose Kopf-Becken-Missverhältnis spielt in Kulturen, wo in der tiefen Hocke gearbeitet und auch geboren wird, keine oder keine große Rolle. In Deutschland finden die meisten Geburten aber immer noch und allen Erkenntnissen zum Trotz in der Rückenlage statt. Das ist für Geburtshelfer bequem, erschwert der Mutter und dem Baby aber die Geburt.
Wie aufrechte Gebärpositionen die Geburt erleichtern
In dem Moment, in dem sich das Baby durch das Becken schiebt, bewegen sich Steißbein und Kreuzbein der Mutter ein Stück nach hinten und geben dem Kind zusätzlich etwa 2 cm Raum. Das ist auf der folgenden Skizze gut zu sehen.
Liegt die Frau allerdings auf dem Rücken oder befindet sie sich in einer halbsitzenden Position, lastet ihr Körpergewicht auf Steiß- und Kreuzbein. So ist eine Bewegung des Steißes nach hinten unmöglich.
Das Gewicht des Kindes
Die Argumentation, dass ein Kind zu schwer und zu groß ist, um durch das Becken zu passen, erscheint fragwürdig. Der Kopf eines Kindes mit hohem Geburtsgewicht muss keinen größeren Durchmesser haben als der eines normalgewichtigen Babys.
Außerdem hat es die Natur so vorgesehen, dass sich der Kopf des Babys während der Geburt zusammendrücken lässt. Die Schädelplatten sind noch nicht miteinander verwachsen und können sich übereinander schieben, um den Durchtritt des Köpfchens durch das Becken zu erleichtern. Danach gehen sie in ihre ursprüngliche Position zurück.
Wie es zu der Diagnose kommen kann
Wird bei Vermessungen während der Schwangerschaft nicht berücksichtigt, dass sich das Becken während der Geburt erheblich weiten kann und das kindliche Köpfchen weich und formbar ist, wird diagnostiziert, dass das Becken zu eng und eine vaginale Geburt unmöglich sei.
Kommt es während einer Geburt zu der Diagnose „Kopf-Becken-Missverhältnis“, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die naturgemäßen hormonellen Abläufe gestört oder außer Kraft gesetzt worden.
Die vorteilhaftesten Gebärhaltungen erklärt finden Sie hier
02/2023