CTG Ultraschall-Herztonmessung – wie sinnvoll ist es?
Wie Eltern sich informieren können
Das Wissen über die Fehlerhaftigkeit von CTG-Messdaten (Ultraschall-Herztonmessung) wirft Fragen auf. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) informiert darüber, dass ca. 50 % aller CTG-Aufzeichnungen falsch interpretiert werden. In den 2 Stunden vor der Geburt werden sogar ca. 90 % als pathologisch angezeigt. Die WHO sagt bereits 1985:
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"Es gibt keine Beweise dafür, dass routinemäßige elektronische Dauerüberwachung der kindlichen Herztöne einen positiven Einfluss auf den Ausgang der Geburt hat.“
Ferner ist bekannt, dass sich die Rate der Kaiserschnitte um bis zu 20 % erhöht, wenn in der Klinik ein Eingangs-CTG angelegt wird. (Cochrane-Studie 2017)
Für die gebärende Frau bedeuten CTG-Aufzeichnungen immer Bewegungseinschränkungen – oft über lange Zeiträume. Sie werden angewiesen ruhig zu liegen, um ein Verrutschen der Messfühler zu verhindern. So hat die gebärende Frau wenige Möglichkeiten, sich während der Wehen zu bewegen, um Schmerzen zu lindern und ihr Baby bei seiner Geburtsarbeit zu unterstützen. Telemetrie funktioniert drahtlos. Fragen Sie nach.
Grundsätzlich gilt gemäß Mutterschaftsrichtlinien, dass die Herztonüberwachung per CTG nicht vor dem errechnetem Geburtstermin (ET) erfolgen soll. Die Praxis zeigt einen völlig anderen Umgang damit.
Was können Sie tun? Wir empfehlen Ihnen, sich mit den Informationen zur neuen „S3-Leitlinie Vaginale Geburt am Termin" zu befassen.
Es wird nicht mehr empfohlen, routinemäßig beim Betreten der Klinik ein CTG zu schreiben.
Leitlinie CTG - Pinard-Hörrohr - Telemetrie (drahtlos)
Im Ergebnis:
- Sie werden mehr Bewegungsfreiheit haben
- mehr Wahlfreiheit bei der Geburtshaltung, aufrechte Haltung bevorzugen, um die Schwerkraft zu nutzen
- Lassen Sie sich mit dem Pinard-Hörrohr abhören. Das schont das Baby und Sie selbst auch.
Wichtig!: Durch Ihr Nachfragen zeigen Sie, dass Sie informiert sind. Das wirkt. Sie haben als gut informierte „Kundin" einfach bessere Karten.
Unter Buchstabe L in unserm ABC finden Sie in aller Kürze, dass Sie seit Gültigkeit der Leitlinie (2020) sehr viel mehr Mitsprache haben als je zuvor. Hier geht es zum Überblick.
Broschüre des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e. V. : „Gegen den Trend – Wie es gelingen kann, die Kaiserschnittrate zu senken“. S. 12: Interview mit Dr. med. Patricia Van de Vondel, Chefärztin der Frauenklinik Porz am Rhein.
11/2022