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Pränataldia­gnos­tik – Feh­ler­su­che ist kei­ne Vor­sor­ge 

... Unterschied zur Vorsorge in der Schwangerschaft

Die Vorsorge in der Schwangerschaft ist eine sinnvolle Maßnahme, die der Gesundheit von Frauen und Kindern dient. Wenn Sie die Vorsorge bei einer Hebamme machen, können Sie sicher sein, dass diese Ihnen alle Untersuchungen anbietet, die sich in Jahrzehnten bewährt haben.

Dieselben Untersuchungen macht auch die Arztpraxis.
labor 2 Pixabay freeFoto: Pixabay free
Dort allerdings werden Sie meistens mit IGe-Leistungen (viele Tests des Gesundheitsmarktes) bzw. Pränataldiagnostik konfrontiert. Das sind überwiegend selbst zu zahlende Dienstleistungen. Man händigt Ihnen z. B. eine Schreibunterlage mit einem Blatt Papier und einem Stift aus. „Das können Sie schon mal ausfüllen, solange, wie Sie warten müssen...". Dann finden Sie eine lange Liste von Untersuchungen, die Sie ankreuzen können. Daneben steht dann auch der Preis. Lesen Sie, was der wissenschaftliche Dienst derAOK zu IGe-Leistungen sagt.

Die klassische Hebammenvorsorge hat mit diesen Angeboten des Gesundheitsmarktes keine Berührungspunkte. Hebammen sind verpflichtet, eine schwangere Frau aufgrund einer Auffälligkeit in eine ärztliche Praxis zu überweisen. Der Arzt wird dann beratend (konsultatorisch) tätig, um sicherzustellen, dass die Auffälligkeiten medizinisch abgeklärt werden. D. h. eine medizinische Indikation (Notwendigkeit) führt zu einer ärztlichen Zusatzuntersuchung. Hier handelt es sich um die gezielte Nutzung medizinischer Methoden im möglichen Krankheitsfall und nicht um Pränataldiagnostik.

Pränataldiagnostik dient allein der Fehlersuche. So früh wie möglich sollen Kinder mit genetischen oder anderen Normabweichungen erkannt werden. Eine Verdachtsdiagnose zieht in den meisten Fällen weitere Tests nach sich. Heilen können sie nicht. Die medizinische Antwort ist meist die Beendigung der Schwangerschaft durch (Spät-)Abtreibung. Bei Verdacht auf Trisomie 21 werden 9 von 10 Kindern abgetrieben.

Für Mutter und Kind entstehen schwere innere Belastungen dadurch, dass die Mutter sich zwangsläufig fragt, ob sie sich noch auf das Kind freuen kann. Das gilt auch dann, wenn sich später herausstellt, dass das Kind gesund ist. Die quälenden Gedanken belasten schwer. Vielleicht drängt der Vater zu einer Abtreibung, während die Mutter zögert und hofft, dass alles gut wird. Es kann auch umgekehrt sein.

Somit ist die Pränataldiagnostik auch für die Partnerschaft eine Belastung wie sie noch niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte werdenden Eltern aufgebürdet wurde. Werdende Eltern haben die Wahl, diesen schweren, auch für das Kind höchst belastenden Weg zu gehen oder sich gegen Pränataldiagnostik zu entscheiden.

Am besten werden Sie sich über ihre Wünsche klar und wählen bewusst, was Sie für sich als richtig empfinden. Vorsorge oder Pränataldiagnostik. Unterschätzen Sie nicht die Macht einer Verdachtsdiagnose. Auch wenn nur Andeutungen über geringste Normabweichungen gemacht werden, können Sie in eine Spirale von Verunsicherung und Angst geraten. Sich in solch einem Moment gegen weitere Tests zu entscheiden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Darum empfehlen wir Ihnen die Hebammenvorsorge. Oder sagen Sie von vornherein in der Arztpraxis, dass Sie ausschließlich Vorsorge wollen und nichts anderes. Die Ausnahme bildet eine Ultraschalluntersuchung. Auch Hebammen empfehlen diese ca. in der 20. Woche, um Sicherheit zu bekommen, dass die Plazenta so sitzt, dass eine naturgemäße Geburt möglich ist. Andernfalls ist ein Kaiserschnitt unumgänglich.

Der sog. Organultraschall um die 20. Woche ist eine das Baby stark belastende pränataldiagnostische Untersuchung, die wir nur empfehlen, wenn Sie sich bewusst für die Pränataldiagnostik entschieden haben. Dann sollten Sie sich aber auch über mögliche Folgen für das Kind informiert haben.
Otwin Linderkamp: Expertise zum Ultraschall - eine gut verständliche Studie für Eltern (8 Seiten).

11/2022

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